Albani - Cabo de la Vela


Unser Ziel lag vor uns. Der nördlichste Punkt unserer Reise war zum Greifen nahe. Danach geht es nur noch "bergab" - zurück Richtung Bogotà.

Es sollte eigentlich nur eine Strecke von 138 km sein. Das Navigationssystem zeigte eine Fahrzeit von vier Stunden an. Wir wussten, das uns gegen Ende noch eine Sandpiste erwartet. Genau das Richtige für uns zwei Abenteurer!

Zuerst ging es auf einer Strasse, wie mit einem Lineal gezogen, Richtung Norden. Parallel zu uns ein Gleis ebenfalls von Süden Richtung Norden. Und was sich auf diesen bewegte, hatten wir noch nie gesehen. Güterzüge von gefühlten mehreren hundert Metern Länge krochen teilweise im Schritttempo neben uns her. Beeindruckend.

Im Ort Uribia sollten wir uns informieren, ob die Piste befahrbar ist und ob wir den Weg über die Küste oder über das Landesinneren nehmen sollten. Die Antwort war fast wie erwartet "todo bien". Sicherheitshalber entschieden wir für die Piste im Landesinnern. Diese wechselte von Teerstücken zu Sandstücken und wieder zurück. Manchmal konnte man sich fragen, sollte hier die ganze Breite aus Teer sein oder hatten sie nur vergessen alles zu pflastern. Auf jeden Fall waren wir froh um den Enduro-Modus unserer BMW. Trotzdem war es eine Holper- und Schüttelfahrt. Der Kilometerdurchschnitt fiel auch wieder drastisch.

Kurz vor der Höhe von Cabo de la Vela wechselten wir ins Gelände. Anfangs kamen wir gut voran. Zeitweise war nicht ganz klar, welche Spur nun weiter führte. Es machte sich auch das Gewicht der grossen BMW bemerkbar und wir eierten immer mehr umher. Als dann auch noch nasse - und damit glitschige - Abschnitte auftauchten, wurden wir immer langsamer. Erschwerend kamen auch Seilsperren, der hier wohnenden Wayuu-Bevölkerung hinzu. Kinder und ihre teils zahnlosen Müttern verlangten uns einen Wegzoll ab. Was am Anfang noch süss war, wurde mit deren Häufigkeit immer ärgerlicher.

Irgendwann wurde es derart unsicher zum fahren, das wir uns bereits entschlossen hatten umzukehren. Über 230 kg deutsches Motorrad im Dreck wieder auf die Beine zu kriegen, entsprach nicht unsere Vorstellung. Und wie es in Kolumbien so ist, kommt in diesem Moment ein anderer Motorradfahrer auf seiner kleinen Strassenmaschine daher. Auf dem Tank seine Tochter, ums Hinterrad gewickelt eine der Schnur-Strassensperren, die er durchbrochen hat. Auf unsere Frage, ob man weiterkommt und wie lange es noch geht, folgt die Antwort: "kein Problem und etwa fünf Minuten".

Er biete sich an, uns voraus zu fahren und natürlich denken wir, was der mit seinem Gefährt hinkriegt, das können wir auf unseren modernen Enduros auch. Nun folgen lange, sehr lange, fünf Minuten über Sand, Mulden - welche 4x4s im Schritttempo durchfahren - und Strandabschnitte, quer durch die Badenden. Ganz ehrlich? Wir dachten manchmal, hier kann es nicht mehr weiter gehen..

Wie sich herausstellte wollte unser Führergespann zum gleichen Hotel wie wir. Das ist wieder einer dieser Zufälle, an die man sich hier gewöhnen sollte - die Welt ist ein Dorf.

Die Unterkunft, die wir gewählt haben, soll die beste an diesem Ort sein. Und sie machte auch einen soliden Eindruck. Unser Fahrer kannte sich hier bestens aus und führte uns zur Reception. Er fragte uns, ob wir eine Reservation hätten? Und als wir das Gästebuch sahen, mussten wir doch schmunzeln. Für diese Zeit gab es nur einen Eintrag "Senor Roger da Suiza". Unser Zimmer hatte drei Better, Strom gab es ab 18h abends aus dem Generator und fliessend Wasser war in diesem Hotel vorhanden. Und nein - nicht warm und kalt - einfach fliessend.

Auspacken, Badehose anziehen, das Bett mit dem australischen Mückenspray besprühen damit bis am Abend ein Liegen möglich war und ab an den Strand. Und dieser Strand, war im Gegensatz zu Cartagena, wirklich schön. Später machten wir uns noch auf den Weg zu einem Restaurant. Und wenn man durch dieses Dorf schreitet, hat man das Gefühl hier wurde der Film "Spiel mir das Lied vom Tod" gedreht. Eine Natur-Hauptstrasse, Holzhütten links und rechts, fehlt nur noch Charles Bronson in einer der vielen Hängematten liegend.

Beim Essen kam dann noch ein Gewitter und Wolkenbruch hinzu. Wir sahen die Rückfahrt in diesen Sandpisten mit Schrecken entgegen und hofften nicht hier stecken zu bleiben. Gleichzeitig fiel auch noch das Mobilnetz aus. Na toll!

Gestrandet im Niemandsland und eventuell kein Wegkommen - unsere Abenteuerlust war plötzlich nahe beim Nullpunkt. Nun morgen sehen wir weiter. Freuen wir uns auf unsere Nacht in unserem Holzverschlag..

Kilometer: 17'355 (2'131)

Durchschnittsgeschwindigkeit: 46.9 km